„Das Wort „Lügenpresse“ war bereits im Ersten Weltkrieg ein zentraler Kampfbegriff und diente auch den Nationalsozialisten zur pauschalen Diffamierung unabhängiger Medien. Gerade die Tatsache, dass diese sprachgeschichtliche Aufladung des Ausdrucks einem Großteil derjenigen, die ihn seit dem letzten Jahr als „besorgte Bürger“ skandieren und auf Transparenten tragen, nicht bewusst sein dürfte, macht ihn zu einem besonders perfiden Mittel derjenigen, die ihn gezielt einsetzen.“, heißt es zur Jurybegründung in einer Pressemitteilung.
Seit dem sich in verschiedenen deutschen Städten die „Pegida“-Bewegung in Gang gesetzt hat, wird in den Medien darüber berichtet. Viele Anhänger der Bewegung sehen die Berichterstattung allerdings als nicht objektiv und falsch an und machen ihrem Unmut mit der Bezeichnung „Lügenpresse“ Luft. „Eine solche pauschale Verurteilung verhindert fundierte Medienkritik und leistet somit einen Beitrag zur Gefährdung der für die Demokratie so wichtigen Pressefreiheit.“, sagt Janich weiter.
Seit 1991 wird das Unwort des Jahres bestimmt. Die Jury besteht dabei aus vier Sprachwissenschaftlern, einem Journalisten und einem Repräsentant aus dem Kultur- und Medienbereich. Im vergangen Jahr ist „Sozialtourismus“ zum Unwort des Jahres gewählt worden, 2012 Opfer-Abo und 2011 „Döner-Morde“. Als Unwörter werden solche ausgewählt, die gegen die Menschenwürde oder Prinzipien der Medien verstoßen, weil sie diskriminierend, euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend sind.