Die Geschichte beginnt in den USA, im Herzen New Yorks. 1832 durchquerte die weltweit erste Straßenbahn die Stadtteile Manhattan und Harlem. Die Idee: Der nördliche und südliche Teil der Stadt sollten miteinander verbunden werden. Entsprechend war der Name: „New York and Harlem Railroad“.Von da an nahm die Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs ihren Lauf.
Obwohl die Straßenbahn bereits auf Schienen fuhr, musste sie von Pferden oder Maultieren gezogen werden. Bis zu 30 Fahrgäste fanden in den drei Waggons Platz. Zudem waren sie sehr komfortabel: Alle Wagen waren mit Polstersitzen und Teppich ausgestattet. Damals war die Straßenbahn allerdings mehr, als eine reine Personenbahn. Auch die Beförderung von Waren und Lebensmitteln waren an der Tagesordnung.
James Watt: Revolution der Straßenbahn
Die zunehmende Verschmutzung der Straßen durch Pferdeäpfel, fehlende Kraft der Tiere bei steilen Anstiegen und vor allem die fortschreitende Industrialisierung sorgten auch bei der Straßenbahn für eine Umstellung auf Dampfantrieb. James Watt hatte bereits 1769 die Dampfmaschine so weiterentwickelt, dass sie effizienter und leistungsstärker arbeite. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die New Yorker Straßenbahn komplett mit einer Weiterentwicklung der Watt’schen Dampfmaschine betrieben.
1873 folgte dann die erste kabelbetriebene Straßenbahn. Auch diese fuhr im Dienste New Yorks. Funktion und Aussehen ist mit den „Cable Cars“ in San Francisco zu vergleichen. Das Seil, das fortwehrend von einer Dampfmaschine am Laufen gehalten wurde, verlief in einem Graben unterhalb der Straße und wurde durch ein Spezialwerkzeug von einem Straßenbahnführer gegriffen beziehungsweise ausgeklinkt, um so fahren oder stoppen zu können.
Die Straßenbahn in Europa und Deutschland
Die erste Straßenbahn auf europäischem Boden wurde im Jahr 1855 in Paris eingeweiht. Sechs Jahre später bekam auch London seine erste Straßenbahn. Ab 1865 konnte man den modernen Fahrservice auch in Berlin nutzen. Anfangs wurden europäische Straßenbahnen noch immer von Pferden gezogen. Die Pferdebahnen bildeten dabei den Grundstein der heutigen Eisen- und Straßenbahnen. Die erste Dampfstraßenbahn konnte man 1877 in Kassel bestaunen.
Elektrische Straßenbahnen dank Siemens
Von da an verlief der Fortschritt rasant. Elektrisch betriebene Straßenbahnen folgten bereits im Jahr 1881. Werner von Siemens konzipierte für die
Straßenbahn Waggons, die den Strom über die Schienen aufnehmen konnten und somit wie „durch Zauberhand“ über die Straßen glitten. Erstmals fuhr die Elektrobahn in Lichterfelde, einem heutigen Ortsteil von Berlin. Dennoch wurden die Pferdebahnen durch die Neuerung nicht endgültig verdrängt. Auf der Nordsee-Insel Spiekeroog fuhren die alten Bahnen noch bis 1949.Neue, verbesserte und moderne Transportmittel wie U-Bahn und Automobil führten dazu, dass um 1920 immer mehr Straßenbahnlinien stillgelegt wurden. Außerdem war man der Meinung, dass die Straßenbahn den Verkehrsfluss behindere und das Stadtbild störe.
Comeback der Straßenbahn – der Umwelt zuliebe
Erst 1980, mehr als ein halbes Jahrhundert später, sah man das anders. Nachdem im Laufe der Zeit die Umweltschäden der Industrialisierung immer deutlicher zu Tage traten, setzte ein Umdenken ein. Die Bürger begrüßten nunmehr den umweltfreundlichen Transport der Straßenbahn. Zudem konnte sich nicht jede größere Stadt einen U-Bahnbetrieb leisten.
Mit der Einführung der Niederflurtechnik, die im Frühjahr 1990 Premiere feierte, stieg die Popularität des Straßenbahnverkehrs erheblich. Die neue Technik ermöglichte einen viel leichteren Einstieg, ohne Stufen. Aus Sicherheitsgründen erfolgte die Stromzufuhr dann nur noch über Oberleitungen mithilfe sogenannter Stromabnehmer. Heute gibt es in etwa 60 deutschen Städten Straßenbahnen in unterschiedlichen Farben und Ausführungen, nicht zuletzt um die Zugehörigkeit entsprechender Verkehrsbetriebe und Hersteller zu symbolisieren.