Sieht man einem 3D-Drucker bei der Arbeit zu, so scheint das Gerät eine Figur oder eine Form wie aus dem Nichts entstehen zu lassen. Dreidimensional, greifbar und farbecht werden sie in den unterschiedlichsten gestalterischen Bereichen eingesetzt, unter anderem auch im Wohndesign und in der Kunst. Der renommierte Expressionist und Bildhauer Bruce Beasley hat diese Fertigungsart nun für sich entdeckt.
Wenn ein Bildhauer statt zum Meißel zur Computermaus greift, trifft die bildende Kunst auf die Zukunft. Dabei arbeitet Bruce Beasley schon seit 30 Jahren computergestützt. Eine Neuheit stellt jedoch seine Skulpturenausstellung „Coriolis“ dar: Die Ausstellungsstücke wurden nämlich nicht in Handarbeitet modelliert. Sie kommen aus einem 3D-Drucker!
Maßgeschneiderte 3D-Kunst
Auch Innenarchitekten und Raumgestalter bedienen sich dieser modernen Methode, um ihren skizzierten Motiven Leben einzuhauchen. Diese neue Tendenz der Gestalter verwundert kaum, denn 3D-Technologie lässt eine maßgeschneiderte und individuelle Umsetzung in einem bisher nicht dagewesenen Umfang zu. Jede noch so komplexe Form lässt sich schnell und effizient realisieren. Für den Designer ist dies ein enormer Vorteil, weil er anhand eines 3D-Modells jede Entwicklungsstufe am Computer nachverfolgen kann. Für potentielle Auftraggeber eröffnet sich zudem die Möglichkeit, gewissermaßen schon vor der Produktion der Objekte auf ihre Gestaltung einzuwirken. Durch die dreidimensionale Darstellung der Projekte können die Werke außerdem in den dafür vorgesehenen Räumen virtuell abgebildet werden. So hat man von Anfang an auch eine genaue Vorstellung davon, wie die Objekte beispielsweise aufgrund von bestimmten Lichtverhältnissen wirken.
Wie funktioniert der 3D-Druck?
Der 3D-Druck gehört technisch gesehen zu den sogenannten generativen bzw. additiven Fertigungsverfahren. Das bedeutet wörtlich, dass das Werkstück oder das Endprodukt aufgebaut wird. Dies geschieht mit Materialien, die sich durch Schmelzen und Aushärten auftragen und formen lassen. Oft sind das Kunststoffe aller Art oder auch verschiedene Metalle. Auch möglich ist unter anderem das Arbeiten mit Keramik oder Sand. Durch den Einsatz von Lasern und anderen hochentwickelten Technologien kann so extrem präzise gearbeitet werden. Der Vorgang ähnelt optisch dem des Druckens, wobei sich der „Druckkopf“ zum Aufbringen des Materials im dreidimensionalen Raum bewegt.
3D-Software: Eine unerlässliche Schnittstelle
Damit der Drucker aber überhaupt etwas „ausdrucken“ kann, muss das Design zunächst in einem 3D-Programm entworfen werden. „Für die Herstellung von 3D-Objekten brauchen die Drucker, genauso wie im zweidimensionalen Druck, eine Vorlage. Daher sind Designer auf eine Software angewiesen, die alle Schritte – vom Entwurf bis zum virtuellen 3D-Modell für den Drucker – managen kann“, erklärt Christoph Sahner, Kommunikationsmanager von Autodesk, einem Unternehmen, das auf 3D-Software spezialisiert ist. „Genau hier, kommen wir ins Spiel. Da die Wirklichkeit dreidimensional ist, bringt es eine Menge Vorteile, wenn man schon vom ersten Entwurf an mit 3D-Technologie arbeitet. Der Nutzen zeigt sich bei der Produktentwicklung und der Fertigung ebenso wie in der Architektur und im Bauwesen. Und logisch: Wenn ich kreativ arbeite – in der Kunst oder in der Entertainmentbranche – dann nutze ich gerne Technologien, die mir neue Möglichkeiten erschließen“, erklärt Sahner weiter.
Kunstwerke aus dem 3D-Drucker beeindrucken durch ihre detailtreue Darstellung. Im digitalen Entwurf können die Modelle sehr genau gearbeitet werden. Auf diesem Wege sind Einzelfertigungen möglich, die normalerweise mehrere industrielle Entwicklungsprozesse durchlaufen müssten. Deswegen arbeitet beispielsweise die Filmbranche schon eine ganze Weile mit Requisiten aus dem 3D-Drucker. Im James Bond-Streifen Skyfall wurde ein Aston Martin aus dem 3D-Drucker in die Luft gejagt.
Künstler Bruce Beasley zeigt 3D-Skulpturen
Da jede beliebige Form in einem Stück umgesetzt werden kann, eröffnen sich so auch neue Möglichkeiten für kreative Köpfe. Von diesem Vorteil profitiert auch der Expressionist der abstrakten Kunst, Bruce Beasley. Seine neuste Skulpturen-Kollektion „Coriolis“ realisierte der Künstler mit 3D-Technologie. So war es ihm möglich, Formen zu erschaffen, die auf herkömmlichem Wege nicht herstellbar wären. Betrachtet man diese Konstruktionen, versteht sich auch warum: Die großen, mehrfach geschwungenen und trotzdem sehr filigranen Figuren könnten allein aus physikalischen Gründen nicht oder nur mit immensem Aufwand aus einem Materialblock herausgearbeitet werden. Daher stößt die traditionelle Bildhauerei regelmäßig an ihre Grenzen, wenn es um komplizierte, fließende Formen geht. Kunstinteressierte und Wohndesign-Liebhaber sollten sich diese Ausstellung nicht entgehen lassen. Sie ist derzeit in der Autodesk-Gallery in San Francisco zu sehen.