Der erste Blick ist – auch wenn das so mancher bestreiten mag – oft entscheidend. Tinder kommt dementsprechend oberflächlich, doch auch angenehm minimalistisch daher. Anhand persönlicher Informationen scannt die App potenzielle Dating-Partner im Umkreis. Die Größe des Suchradius lässt sich dabei manuell bestimmen, genau wie Altersgruppe und Geschlecht. Anschließend zeigt Tinder die Profilbilder anderer Tinder-User inklusive Vorname und Alter an. Überzeugt das, was einem die App auf den Screen schickt, nicht: Wisch nach links, der vorgeschlagene Partner erhält ein X und verschwindet aus den Vorschlägen – für immer. Findet der Nutzer sein noch unbekanntes Gegenüber ansprechend, vergibt er ein Herz. Auf Wahl lassen sich Unentschlossene noch optionale Infos einblenden. Zum Kontakt kommt es allerdings erst, wenn sich beide gegenseitig ein Herzchen verpasst haben.
„Chatte mit deiner Verbindung“, schlägt Tinder vor, und gibt den Schüchternen gleich noch einen Gesprächstipp mit auf den Weg: „Warum sagst du nicht einfach Hallo?“. So einfach kann Dating sein. Vom One-Night-Stand bis zur Hochzeit ist dann alles drin. Kommt eben drauf an, wie man sich in der Konversation und im (im Optimalfall) folgenden Date anstellt. Da hilft dann auch keine App mehr weiter.
Tinder will alles wissen
Bevor der oder die liebestolle Nutzer(in) aber schließlich auf virtuelle Braut- beziehungsweise Bräutigamschau gehen kann, bedarf es erst der Verknüpfung mit dem persönlichen Facebook-Profil. Im Namen des Nutzers posten will die App zwar nicht. Dafür verlangt sie nach Profilfoto, sexueller Orientierung, Freundesliste, Wohnort und Interessen. Ein echter Datensammler also, dieses Tinder. Laut dem Entwicklerteam hinter der App, InterActiveCorp, ist das aber nötig. Schließlich wollen die vorgeschlagenen Kontakte möglichst passend abgeglichen werden, um das jeweilige Beuteschema zu treffen. Dass die Idee dahinter funktioniert, lässt sich an den Nutzerzahlen ablesen. Rund 600 Millionen Menschen tindern derzeit weltweit. Tendenz: steigend. Allerdings gehen mit dem virtuellen Striptease auch Schattenseiten einher. So konnten Hacker Ende 2013 über Monate hinweg die genauen Standortdaten der Tinder-User auslesen, ohne dass es jemandem aufgefallen ist.
Die App für den schnellen Sex?
Über den Ruf der App brauchen sich Nutzer derweil keine Sorgen mehr zu machen. Die Zeiten, in denen Dating-Plattformen (und Apps) partout etwas Anrüchiges an sich hatten, sind vorbei. Schämen braucht sich also niemand, der Tinder auf seinem Smartphone spazieren trägt. Prominente User gibt’s schließlich auch schon. Zum Beispiel die neuseeländische Snowboarderin Rebecca Torr, die vor Beginn der Olympischen Spiele in Sotschi mit einem Zwinker-Smiley twitterte, sie freue sich bereits darauf, im Olympischen Dorf zu tindern. Und eine Sex-App, wie sie gerne betitelt wird, ist Tinder schließlich auch nicht. Dafür gibt’s andere. Zum Beispiel Pure. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.