The Interview: Kritik zur Nordkorea-Komödie Sony Pictures

The Interview: Kritik zur Nordkorea-Komödie

Seth Rogen und James Franco haben in The Interview einen Auftrag: Kim Jong-un ermorden. Am 5. Februar startet der Film endlich in den deutschen Kinos. Aber ist er wirklich so skandalös?

 

Zwei TV-Journalisten reisen nach Nordkorea, um Kim Jong-un zu interviewen und umzubringen – Dieser Handlungskern der neuen Komödie von Seth Rogen und Evan Goldberg hat eine Welle an Schlagzeilen verursacht, die in jüngster Vergangenheit keinem anderen Blockbuster vergönnt war. Nicht nur, dass das Filmstudio Sony Pictures einem Hackerangriff zum Opfer fiel, der pikante Interna wie Drehbücher, E-Mails und Sozialversicherungsnummern diverser Schauspieler ins Netz spülte. Die Initiatoren drohten Kinobetreibern gar mit Anschlägen und Kim Jong-un den USA mit militärischen Schritten. Und obwohl sich gar US-Präsident Obama gegen einen Kinostopp aussprach, blies Sony den Releasetermin zwischenzeitlich ab.

 

Ein filmischer Rundumschlag

Provokation gehört dazu. Dass The Interview derartige Wellen schlagen würde, noch bevor der erste Projektor angeht, konnten Goldberg und Rogen natürlich nicht ahnen. Es ist schließlich „nur“ ein Film. Zwar einer, der mit seiner lächerlichen Diktatoren-Darstellung in der Tradition von Werken wie Charlie Chaplins Der große Diktator steht. Aber auch einer, der sich in seiner Satire nicht auf Nordkorea beschränkt, sondern auch die USA angreift und einen Rundumschlag auf das amerikanische Showbusiness wagt. Das macht sich schon in der Ausgangssituation bemerkbar.


Dave Skylark (James Franco) ist der Talkmaster, dem die Stars vertrauen. Eminem outet sich in seiner Show Skylark Tonight als schwul, Rob Lowe plaudert über seinen Haarausfall. Die Quoten stimmen, doch Skylarks Kumpel und Produzent Aaron Rapaport (Seth Rogen) strebt nach hochwertigem Journalismus. Ein Interview mit Kim Jong-un soll dem Duo endlich die nötige Glaubwürdigkeit verleihen, um endgültig in den TV-Olymp aufzusteigen. Dass der Diktator das komplette Gespräch scripten will – geschenkt. Unangenehmer fällt ohnehin der Besuch zweier CIA-Agenten aus, die den Medienschaffenden den Auftragsmord an Kim Jong-un aufschwatzen. Und weil Skylark Agentin Lacey (Lizzy Caplan) scharf findet und man dem Geheimdienst nur schwer eine Bitte abschlagen kann, nehmen sie den Auftrag eben an.

 

Kim, der Freund fürs Leben?

Nun verläuft der Pjöngjang-Trip natürlich nicht wie geplant. Dennis Rodman fand bei seinem 2013er Nordkorea-Trip in Kim einen „Freund fürs Leben“, so der Ex-Basketballstar in einem Tweet. Der naive Skylark geht als das fiktive Pendant Rodmans durch. Im pummeligen Herrscher findet er einen Seelenverwandten, mit dem er zu Katy Perrys „Firework“ Panzer fährt, Sexorgien feiert und Margeritas kippt – obwohl Kim-Jong uns Vater Kim Jong-il das Getränk seinerzeit als Schwulengesöff zu verhöhnen pflegte. Daraus ergibt sich die Basis für allerlei grenzwertige Gags, irre Konversationen und sonstige humoristische Entgleisungen, die den Geist von Rogens und Francos letzter Kooperation Das ist das Ende atmen, ihm aber noch ein paar Tabubrüche hinzufügen. Streckenweise mag das albern sein und lässt den Satireaspekt im Fäkalhumor versinken. Am Ende ist The Interview aber vor allem eins: eine ziemlich witzige Komödie, die die ein oder andere Grenze überschreitet.